Kartierung der Bäume der Stadt Roßwein
Roßwein, eine Kleinstadt im Landkreis Mittelsachsen, befindet sich im Tal der Freiberger Mulde, eingebettet in ein landschaftlich schönes Umfeld, welches geprägt wird durch das FFH-Gebiet „Muldentäler oberhalb des Zusammenflusses“ mit ausgeprägten Bachauen-Erlen-Eschenwälder und Schluchtwälder als auch naturnahe Eichen-Hainbuchenwälder.
Dazu war erst einmal eine Kartierung des aktuellen Baumbestandes notwendig, um hieraus die „besonders wertvollen“ Bäume zu filtern. Diese Aufgabe übernahm nach Absprache mit der Stadtverwaltung Roßwein das Vorstandsmitglied und pensionierter Gartenbauingenieur Ulrich Bänsch von der NABU-Regionalgruppe Lößhügelland im Zeitraum von 2015 bis 2017 ehrenamtlich. Jeder Baum der Stadt wurde zweimal besucht, im Sommer und im Winter, vermessen, fotografiert und beschrieben, so dass am Ende ein „Baumkatalog“ der Bäume der Stadt Roßwein entstand, der im Februar dieses Jahres dem Bürgermeister der Stadt, Herrn Lindner, übergeben werden konnte. Die Fortsetzung der Arbeiten findet sich in der Kartierung der Bäume der Gemeinde Niederstriegis, welche mit Roßwein in einer Verwaltungsgemeinschaft steht und gegenwärtig noch läuft.
Kartiert wurden in Roßwein und Ortsteilen insgesamt 324 Bäume in 19 botanischen Arten, wovon die Linden (Winter- und Sommerlinde zusammengefasst) mit 74 v. H., das sind etwa 2/3 der kartierten Bäume, gefolgt von der Trauben-Eiche mit 9 v. H. am Gesamtbestand, einnehmen . In den Rest teilen sich 19 Arten. Die Linden konzentrieren sich mehrheitlich auf die Promenaden am Ufer der Freiberger Mulde, quer durch die Stadt, von Ost nach West oder umgedreht, je nachdem von welcher Seite aus, man die Promenaden erwandert.
Von diesen 324 Bäumen wurden 78 Bäume als „BESONDERS WERTVOLL“ vorgeschlagen. Diese beinhalten 22 Einzelbäume und 56 Bäume in 8 Baumgruppen, die als solche zum Vorschlag kamen; das sind insgesamt 29 Vorschläge zur Einstufung als „BESONDERS WERTVOLLER BAUM“ bzw. „BESONDERS WERTVOLLE BAUMGRUPPE“. Die Filterung erfolgte nach 11 Kriterienpunkten, wie z. B. Alter, besondere Baumart, Größe/Schönheit, Naturbelassenheit (ohne größere menschliche Eingriffe), Zugänglichkeit, Vitalität, Standort usw., wovon mindestens 6 Punkte als zutreffend benannt werden können. Diese Filterung war oft eine Gewissensfrage und nicht einfach zu treffen, denn eigentlich hätten alle Bäume über 100 Jahre den Status verdient. Natürlich gibt es in Roßwein noch mehr Bäume, auch noch andere Arten, aber diese sind meist jünger, wurden meist erst in den letzten 20 Jahren gepflanzt und fielen damit aus dem Raster der Kartierung heraus. Da es nicht das Ziel war ein Wert- und Sachgutachten über den Baumbestand anzufertigen, wurden auch Bäume bei der Kartierung nicht mit berücksichtigt, die z. B. durch einen unsachgemäßen Rückschritt nur eine beschränkte Lebenserwartung noch haben dürften; auch Ziergehölze wurden nicht mit aufgenommen.
Colorado-Tanne [Abies concolor (GORD. et GLEND.) LINDL. ex HILDEBR.] auf dem Friedhof in Roßwein, Stammumfang: 2,40 m, Kronendurchmesser: 11 m |
Vorreiter bei der Einführung des moralischen Index „besonders wertvoller Baum“ waren die ehemalige Gemeindeverwaltung Bockelwitz (jetzt Stadt Leisnig) und die Stadt Hartha, die nach entsprechenden Vorschlägen durch die NABU-Regionalgruppe Lößhügelland und dem Leitungsmitglied Klaus Friedrich diese Bäume, unter eben diesen Gesichtspunkten, mit in ihrer Baumschutzsatzung verankerten.
Gemeine Roßkastanie (Aesculus hippocastaneum L.) Standort: Bahndammstraße in Roßwein, Stammumfang: 3,70 m; Baumhöhe: 30 m Fotos und Grafik: Ulrich Bänsch |
Einige der kartierten Bäume können auch in facebook unter der Rubrik „Die grünen Riesen von Roßwein“ betrachtet werden.
Ulrich Bänsch