Roßweiner Vereinstage hielten eine Menge Überraschungen bereit

 

Wer am 25. Februar morgens aus dem Fenster blickte, der bekam Schnee zu sehen. Dass dies nicht die optimalsten Voraussetzungen für die 4. Roßweiner Vereinstage sein würden, war klar. Aber jeder, der sich aufmachte und die zahlreichen Angebote der insgesamt acht beteiligten Vereine besuchte, wurde belohnt.

Der Heimatverein Niederstriegis e.V. hatte allerdings nicht nur mit dem Wetter zu kämpfen, sondern auch mit der aktuellen Straßensperrung am Ullrichsberg. Dabei waren die Angebote des Vereins so vielfältig und liebevoll vorbereitet, dass alle Besucherinnen und Besucher, ob groß oder klein, sich willkommen fühlten. Mitmach-Angebote im Außenbereich des Museums, wie das Sägen von Baumscheiben, welche die Kürzel des Vereins trugen, oder das Zerschlagen rollender Nüsse, forderten das Geschick des Einzelnen heraus. Im Museumshaus selbst konnten sich die Besucherinnen und Besucher mit kleinen Leckereien stärken und den Frauen vom Handarbeitszirkel Niederstriegis beim Spinnen zuschauen. Frau Trommer hatte auch in diesem Jahr wieder eine Bilderschau zusammengestellt. Diese war angereichert mit neuen Motiven, die ihr von den Dorfbewohnern zur Verfügung gestellt wurden und sie bot erste Hinweise auf die bevorstehende 690-Jahrfeier in Littdorf (20.05.2023). Auch das Feuer in der Alten Schmiede brannte an diesem Tag wieder und die Mitglieder des Vereins schwangen den Schmiedehammer.

 

Im Sporthaus des Roßweiner Sportvereins konnten die großen und kleinen Besucher mit Vertreterinnen und Vertretern verschiedener Abteilungen ins Gespräch kommen und auch an verschiedenen Stationsbetrieben die eigene Fitness und Geschicklichkeit prüfen. Die Handballer hatten auch ihr Maskottchen „Rosswitha“ im Einsatz und das sorgte gerade bei den Kindern für Freude. Auf Schautafeln und Tischen waren Informationen über den Sportverein zu lesen und auch sportliches Equipment ausgestellt.  Neben Kaffee und Kuchen wurden auch Wiener Würstchen für einen kleinen Imbiss angeboten.

Auf dem Weg zu den Räumlichkeiten der DRK Ortsgruppe Roßwein konnte man eine Überraschung erleben. Im Foyer der ehemaligen Bundesfachschule hatten sich die Roßweiner Spielleute aufgestellt und in bester Spielmannszug-Manier sowohl für die interessierten Gäste, als auch für die Mitgliederinnen und Mitgliedern der DRK-Ortsgruppe Roßwein musiziert. Im Vorfeld dazu gab es eine kurzfristige Abstimmung beider Gruppen und die Roßweiner Ersthelfer bedankten sich mit einer zünftigen Verköstigung der Musiker. Diese kurzfristige „Draufgabe“ auf die Vereinstage war ein Indiz dafür, was alle möglich sein kann, wenn guter Wille und gemeinsame Ziele die Vereine unserer Stadt zusammenführen.

In den Räumen des DRK in der zweiten Etage fanden sich eine Bastelecke mit einem Kinderschminkangebot, ausgestellte Hilfs- und Rettungsartikel und eine Übungspuppe zur Herzdruckmassage. Die Mitmach-Angebote hier wurden sehr rege angenommen und die ausgeteilten Schuh-Überzieher sorgten für eine gewisse Heiterkeit bei den Leuten, aber bei den Witterungsbedingungen und der hohen Besucherfrequenz mussten die Textil-Beläge der Vereinsräume besonders geschützt werden.

In diesem Jahr konnte man leider nicht den Modelleisenbahnverein „Freunde der großen und kleinen Bahn“ e.V. besuchen. Das ganze Haus ist ausgekühlt und der Verein verfügt nicht über ausreichende finanzielle Ressourcen, um für angemessene Temperaturen in den Vereinsräumen zu sorgen. Darüber hinaus befindet sich unmittelbar vor der Eingangstür des Vereinshauses eine Baustelle, die den Zutritt zusätzlich erschwert hätte. Natürlich haben die Organisatoren dafür Verständnis, aber die Hoffnung, dass die Roßweiner Modelleisenbahnerinnen und Modelleisenbahner sich im nächsten Jahr wieder mit beteiligen, die bleibt.

Der Roßweiner Dampfmaschinenverein e.V. empfing seine Gäste wie gewohnt in seinen Vereinsräumen in der Stadtbadstraße. Beide Dampfmaschinenanlagen waren zur Anschauung in Betrieb und die Vereinsmitglieder erklärten allen Interessierten geduldig ihre Funktionsweise. In den angrenzenden Räumlichkeiten waren neben verschiedenen technischen Anlagen auch Werkzeuge zur Wartung und Reparatur der Dampfmaschinen ausgestellt. Selbst technische Pläne konnte man ansehen und selbst wenn das technische Verständnis beim Betrachter überschaubar war, so hatten die aufwendig gestalteten Pläne doch ihren Reiz – sind sie doch in dieser Form aus dem Arbeitsalltag verschwunden. Auch wenn der offizielle Beginn der Vereinstage für 11.00 Uhr angesetzt war, so fand sich am Samstag bereits eine Stunde vorher eine größere Besuchergruppe zu einer Einzelführung ein. Dass der Dampfmaschinenverein solche „Extrawürste“ ermöglicht, liegt natürlich auch in seinem eigenen Interesse, so wie der Kuchen- und Bratwurstverkauf, der für volle Besuchertische sorgte.

 

Der Schneeregen sorgte am Samstag dafür, dass am Zaun der „Bauchschen Villa“ ein Hinweisschild auf die Aktivitäten des gleichnamigen Vereins abfiel. Damit war es für vereinzelte Besucherinnen und Besucher etwas schwierig, auf Anhieb den richtigen Zugang zum Gebäude in der Gersdorfer Straße zu finden. In der hinteren Empfangshalle der Villa bauten die vier Vorstandsmitglieder des Vereins „Villa Bauch e.V.“ eine Leinwand, einen Beamer und ein E-Piano auf. Lukas Lomtscher, Vereinsvorsitzender, sein Stellvertreter Paul Heller, Schatzmeister Sacha Hille und Ansprechpartner vor Ort, Peter Krause, hatten für die beiden Vereinstage Verschiedenes geplant. Auf der Leinwand konnten die Besucher auszugsweise Konzertmitschnitte zugunsten des Vereins verfolgen. Einige davon fanden erst im vergangenen Herbst in Roßwein statt.

 

Jeweils um 13.00 und um 15.00 Uhr saß dann Paul Heller am E-Piano und begleitete Lukas Lomtscher bei seinen Vorträgen aus dem Buch „Mein lieber Musi-Kuss! – Humoresken aus der Welt der Musik“ (Autor: Hans-Gunther Hoche; Illustrationen Martin Petzold). Ute Lomtscher von der Christlichen Buchhandlung war mit einem Büchertisch ebenfalls dabei und so konnten sich die Besucherinnen und Besucher, die sich gut unterhalten fühlten, ein Büchlein mitnehmen. Die heiteren Illustrationen aus dem „Musi-Kuss Buch“ hingen als Originale auch in der Halle zur Ansicht aus. Hier eine kleine Kostprobe:

„Der tanzende Kakadu

Erstaunlich ist geradezu
und keine Mogelei:
Auf Youtube tanzt ein Kakadu,
mithin ein Papagei.

Snowball heißt dies Wundertier,
dem solche Künste glücken.
Prachtvoll der gelben Federn Zier,
die ihn als Haube schmücken.

Er ist im Internet der Hit,
der Schalk sitz ihm im Nacken,
beim Tanz beherrscht er jeden Schritt,
kriegt jeden move gebacken.

Gut auf Musik sind abgestimmt
Im Cortex die Synapsen,
weil er, wenn er ein Lied vernimmt,
sofort beginnt zu tapsen.

Er hebt die Füße, wippt und schwingt
in eleganter Weise
und dreht sich stets musikbedingt
mal links, mal rechts im Kreise.

Zu Songs von Queen tanzt er adrett,
heißt`s in einem Bericht,
Tschaikowskis Schwanenseebalett,
das tanz er jedoch nicht.

(Autor: Hans-Gunther Hoche; Illustrationen Martin Petzold). An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön!)

 

Ganz oben auf dem Werbeplakat zu den diesjährigen Vereinstagen findet man den Aquarien- und Terrarienverein „Osiris“ Roßwein e.V. Dieser Verein hat sich inzwischen in der Region einen Namen gemacht und das nicht nur durch die „spektakuläre Schnappschildkröte und deren Geschichte, die sich selbst in der Bild-Zeitung wiederfand. Eine aktive Jugendgruppe, ein Ganztagsangebot und ein großes Spektrum an Tieren. Vom Krokodil bis zum Insekt, von der Schlange bis zum Fisch, alles kann in den Vereinsräumen in der Oberschule „Geschwister Scholl“ bestaunt werden. Gerald Voland, Mitglied des Vereins und verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit im Verein, führte am Sonntag den ersten Stellvertreter des Landrates, Dr. Lothar Beier, gemeinsam mit Hauptamtsleiterin Michaela Neubert und dem ersten stellvertretenden Bürgermeister Roßweins Rico Söhnel durch die Räume. Dr. Beier folgte an diesem Tag einer Einladung des Roßweiner Bürgermeisters Hubert Paßehr und zeige sich gegenüber Frau Neubert sichtlich überrascht über die Professionalität und den Umfang dieser Ausstellung. Dass die Vereinsmitglieder aber alle Besucher gleichermaßen im Blick hatten, sah man nicht zuletzt daran, dass zahlreiche Mitgliederinnen und Mitglieder bereitwillig und zugewandt Fragen beantworteten. Besonders interessant wurde es, wenn ganz Mutige einzelne Insekten auf die Hand nahmen oder man die Tiere bei der Fütterung beobachten konnte. Für das leibliche Wohl aller Gäste war auch bei diesem Verein gesorgt.

Der Roßweiner Jugendhaus e.V. war als „Neuzugang“ im Reigen der beteiligten Vereine eine ganz besondere Bereicherung. Es war das erste Mal, dass während der Vereinstage ein solches Angebot speziell für Kinder, Jugendliche und junggebliebene Erwachsene bestand. Fragt man die Vereinsvorsitzende Isabell Spickenreuther, dann zeigt sie sich sehr zufrieden. In einem kurzen Bericht fasst sie ihre Eindrücke zusammen:

Das Jugendhaus hatte am Samstag zum Konzertabend eingeladen. Die neu gegründete Punk-Band „Atrappe“ aus Dresden und „Walther Lufts Konflikt“ aus Brand Erbisdorf sorgten für gute Stimmung. Danach spielte die regional bekannte Band „Final Effort“. Sie hatten einige Tage vorher angeboten einzuspringen, da „Rylie“ krankheitsbedingt absagen musste. Etwa 70 Gäste besuchten die Veranstaltung, mehr als für diesen Abend erwartet wurden.

Am Sonntag war Familiennachmittag im Jugendhaus. Die Kletterwand konnte erklommen werden und 14.30 Uhr begann die Kinoveranstaltung. Hierfür wurde der kleine Saal des Jugendhauses in ein Kino verwandelt. In Kooperation mit dem Säschischen Kinder- und Jugendfilmdienst wurde der Film „Petterson und Findus – Kleiner Quälgeist – große Freundschaft“ gezeigt, der für viel Begeisterung beim jungen Publikum sorgte. Dazu gab es Popcorn, Snacks und kühle Getränke. Es kamen etwa 40 Kinder an diesem Nachmittag ins Jugendhaus und nutzten die beiden Angebote. Einige Eltern kannten das Jugendhaus noch aus ihrer eigenen Jugendzeit und freuten sich darüber, dass es nach wie vor ein Ort für Kinder- und Jugendliche ist, der wichtig ist und erhalten werden muss.

Ebenfalls zwei Angebote kamen vom Roßweiner Heimatverein. Die Mitgliederinnen und Mitglieder erwarteten ihre Gäste sowohl im Heimatmuseum Roßwein als auch im Wolfstaler Kamelienhaus.

Richard Thiele und Reinhard Kästner zählten allein am Samstag 50 Besucher und diesen bot sich nicht nur die aktuelle Jahresendausstellung, sondern auch ein Abriss über 25 Jahre Vereinsgeschichte der Roßweiner Heimatfreunde. Diese kleine Ausstellung gab Einblicke in die bereits geleistete Arbeit der Vereinsmitglieder wie z.B. die Errichtung der Postmeilensäule, die unterschiedlichsten Aktionen zu den Tagen des offenen Denkmals, die Sanierung des Kamelienhaues und die Organisation mehrerer Kamelienfeste. Auf die Frage: Aus welchen Städten kamen denn Besucher ins Heimatmuseum? erhielt man eine überraschende Antwort. Die längste Anreise hatten Besucher aus San Diego! Immer dann, wenn gerade keine Gäste im Museum waren, setzten sich die beiden Heimatfreunde Richard und Reinhard in die „Gute Stube“ und forschten in historischen Unterlagen. Derzeit übersetzt Richard Thiele die Kaufurkunde des ehemaligen Abthauses (heutiges Heimatmuseum). Andreas Schmiedewald, erster Bürgermeister Roßweins, verkaufte das sogenannte Neuhaus im Jahr 1556  an Nicol Meißen. Und wenn die Augen schmerzen, dann stärken sich die beiden Männer mit Kuchen und Kaffee, den sie sich aus dem Bürgerhaus holten. Da hatten die beiden Mitarbeiterinnen eine Kaffeetafel für „alle die mögen“ organisiert. – Was für eine schöne Idee!

Im Kamelienhaus lief es etwas anders ab. Keine historischen Urkunden, dafür eine Blütenpracht, wie man sie schon lange nicht mehr gesehen hat. Allein am Samstag konnten die Verantwortlichen des Heimatvereins über 200 Besucher zählen und das, obwohl die diesjährige Kameliensaison bereits seit 18. Februar läuft. Mit Fingerspitzengefühl und viel Liebe befestigte Stadtgärtner Ingolf Kirschstein kleine Lichterketten, die den Kamelien einen zauberhaften Schein bescherten. Es war eine Freude, diese wundervollen Pflanzen zu betrachten. Wer es noch nicht geschafft haben sollte, unserer Kamelie seine Aufwartung zu machen, der hat bis zum 26. März, jeweils samstags und sonntags von 11.00 bis 16.00 Uhr, dazu noch Gelegenheit.

 

Bei all den tollen Angeboten, die mit großer Einsatzbereitschaft, Vereinsgeldern und Liebe zum Hobby durch die Ehrenamtlichen unserer Stadt und ihren Ortsteilen auf die Beine gestellt wurden, muss man feststellen, dass die Roßweiner Vereinstage eine einzigartige Sache hier im Altkreis Döbeln darstellen. Jeder und jedem, der sich in irgendeiner Form dafür mit eingebracht hat, dass diese Fülle an Ausstellungen, Beschäftigungen und Verköstigung für die Bürgerinnen und Bürger, für Groß und für Klein angeboten werden konnte, sei herzlichst gedankt.

Und den Besucherinnen und Besuchern gilt ebenso ein Dank. Durch ihre Resonanz auf die Roßweiner Vereinstage ermöglichen Sie diese auch wieder. Solange es die Besucher und die Initiatoren freut und solange es sich lohnt, wird es die Roßweiner Vereinstage geben!

(Text: IL/ Fotos: IL, Michaela Neubert, Hubert Paßehr, Isabelle Spickenreuther, Martina Thiele)