Peter Berg übergibt Staffelstab an Sohn Michael

Peter Berg übergibt Staffelstab an Sohn Michael

Ab 1. August ist Michael Berg Roßweins neuer bevollmächtigter Schornsteinfegermeister. Unbekannt ist er im Bezirk nicht. 22 Jahre war er als Geselle seines Vaters Peter unterwegs.

Roßwein hat einen neuen Kaminkehrer. Genau genommen aber ist er so neu gar nicht, denn Schornsteinfeger Michael Berg ist schon seit 1995 im Kehrbezirk 14522-06 tätig. Ab morgen allerdings ist er für die nächsten sieben Jahre als bevollmächtigter Bezirksschornsteinfeger bestellt und übernimmt damit den Staffelstab und die Verantwortung von seinem Vater Peter Berg. Der war für die Roßweiner seit 1981 auf den Dächern unterwegs und wird nun erst einmal noch stundenweise bei seinem Sohn mitarbeiten.

22 Jahre Doppelrolle als Vater und Chef

In den nächsten Tagen wird der Senior Platz im Büro schaffen und seine über Jahre angesammelten Unterlagen vom Schreibtisch des Nachfolgers räumen. Peter Berg hat ein gutes Gefühl beim Schritt in den teilweisen Ruhestand. Gerade erst war er mit seiner Frau das erste Mal seit Ewigkeiten zwei Wochen am Stück im Urlaub. Die Wochenenden ohne den Papierkrieg wird Peter Berg am wenigsten von seiner Arbeit vermissen.

Dass sein Sohn sich vor vier Jahren entschloss, die Meisterschule anzugehen und damit perspektivisch die Weiterbetreuung seines Kehrbezirkes in Aussicht gestellt war, hat den 63-Jährigen gefreut. Und es macht ihn stolz. Peter Berg weiß aus 22 Jahren Arbeitsalltag mit seinem Sohn, dass er sich auf ihn verlassen kann und dass er seine Arbeit ordentlich macht. Auch, wenn es am Anfang natürlich auch mal geknallt habe zwischen den beiden.

Michael Berg war einer von vier Gesellen, die Peter Berg ausgebildet hat.  „Ich wünsche mir, dass er mit der Kundschaft und den Heizungsbauern und Klempnern genauso gut zusammenarbeiten wird, wie ich es konnte“, bedankt sich der bisherige Bevollmächtigte für das sehr gute Verhältnis.

Nach Roßwein gekommen ist Peter Berg 1981 aus der Lausitz. Dort hatte er bei seinem Onkel den Beruf des Schornsteinfegers erlernt, ging dann selbst nach Eilenburg als Berufsschulfachlehrer in die Ausbildung und legte nebenbei seine Meisterprüfung ab. Weil Berufskollegen aus Leipzig, die vor ihm auf der Bewerberliste für einen Kehrbezirk standen, den Roßweiner ablehnten, fiel das Los auf Peter Berg. Der fühlt sich längst in Roßwein zu Hause, war 15 Jahre stellvertretender Bürgermeister in seiner Wahlheimat. Auch als stellvertretender Innungsobermeister war Peter Berg bis zur Kreisreform aktiv, genauso in der überbetrieblichen Ausbildung und in der Meisterausbildung. Mit seinem Döbelner Kollegen Bernd Noack hat er praktische Prüfungen abgenommen.

Lehre mit super Noten vorzeitig beendet

Michael Bergs Erinnerungen an seine Kindheit und den Schornsteinfegerberuf: „Vater war nie da, immer auf Arbeit.“ Vielleicht war das einer der Gründe, warum der Sohn zunächst lieber etwas mit Autos gelernt hätte, denn Berührungsängste mit der schwarzen Arbeit gab es nicht. Es lag einfach nahe, dass der Erstgeborene in die Fußstapfen des Vaters tritt. Weil andere Lehrstellen 1995 auch schwer zu bekommen waren, ging Michael Berg schließlich beim Vater in die Lehre und schloss die aufgrund sehr guter Noten vorzeitig ab. „Und dann habe ich den Beruf erst einmal auf mich wirken lassen“, erzählt er, warum er die Meisterschule nicht gleich hintendran gehängt hat. Zu Höherem fühlte er sich damals noch nicht berufen. Mit 36 Jahren aber will er es noch einmal wissen. Der Ruhestand des Vaters rückt näher. 2014 startet Michael Berg in Bayern die Meisterschule und hat nach zwei Jahren den Brief in der Tasche. Ende Februar 2017 startet er in die Selbstständigkeit und arbeitet als Freier Schornsteinfeger auch außerhalb des väterlichen Bezirkes. Als der ausgeschrieben wird, weil sich Peter Berg zurückziehen will, bewirbt sich der Sohn und erhält die Bestellung.

Noch kein Geselle für Roßwein in Sicht

Dass Peter Berg jetzt doch noch stundenweise dabei bleibt, liegt auch daran, dass sein Sohn noch keinen Gesellen hat. Anfragen beim Arbeitsamt und im Fachverband für angestellte Schornsteinfeger waren noch nicht von Erfolg gekrönt. Der Mangel an Gesellen hat für Michael Berg auch mit der Vorstellung zu tun, die Jugendliche davon haben, wie sie ihr Geld verdienen wollen. „Mit so wenig wie möglich schmutziger Arbeit vielleicht.“

Denn obwohl sich das Berufsbild des Schornsteinfegers in den vergangenen Jahren durchaus gewandelt hat und auch in diesem Handwerksberuf jede Menge Technik und Bürokratie Einzug gehalten haben – die harte, schwarze Arbeit auf dem Dach, das Kehren, gehört eben nach wie vor dazu. „Wir haben in unserem Kehrbezirk hier eine gute Mischung aus Mess- und Kehrtätigkeit“, sagen Vater und Sohn Berg, „und wissen noch, wie ein Besen aussieht“, schmunzelt der Senior. Der hat gleich im zweiten Jahr als Bezirksschornsteinfegermeister eine lebensbedrohliche Erfahrung machen müssen. Im Winter 1982 zieht es ihm auf dem Dach eines fünfstöckigen Hauses die Beine weg – das Leben rettet ihm ein Schneefang, in dem er mit einer Schulter hängenbleibt. Wie man damit umgeht? „Am nächsten Tag wieder auf Arbeit gehen, sonst hört man auf.“

Kontakt zum Kunden ist das Wichtigste

Auf Dächer muss Peter Berg jetzt nicht mehr und auch, dass er  die Verantwortung an seinen Sohn übergeben kann, freut ihn. Wie lange er noch dabei bleibt, wird sich zeigen und hängt nicht nur davon ab, wie er mit der neu gewonnenen Freizeit umgehen kann. Entscheidend ist auch, ob Michael Berg einen Gesellen findet. Das wäre auch wichtig, um selbst ausbilden zu können und so dem Mangel an Nachwuchs aktiv entgegenzuwirken.

Wer Schornsteinfeger werden will, sollte in Mathe, Physik und Chemie einigermaßen und auch körperlich fit sein. „Und man muss reden, sich ausdrücken können.“  Der Kontakt zum Kunden nämlich sei das Wichtigste. Und: Scheu sein sollte man auch nicht unbedingt. „Als Schornsteinfeger bist du nun mal bekannt wie ein bunter Hund.“

 

Kehrbezirk 14522-06 Roßwein: Stadt Roßwein mit den Ortsteilen Niederstriegis, Mahlitzsch, Littdorf, Hohenlauft/Ullrichsberg, Haßlau, Zweinig, Naußlitz, Ossig und Gleisberg, Seifersdorf, Neu-Seifersdorf, Wolfstal, Wetterwitz, Wettersdorf, Choren, Gertitzsch, Präbschütz, Großsteinbach, Theeschütz, Leschen, Petersberg, Lüttewitz, Maltitz, Markritz, Prüfern, Kleinmockritz, Mochau, Geleitshäuser, Dreißig, Gödelitz, Hermsdorf, Juchhöh.

Kaminkehrermeister Michael Berg: Weststraße 6, 0162/1968640; Mail: email hidden; JavaScript is required

 

 

(Artikel von der Döbelner Allgemeinen Zeitung -Frau Engelmann-Bunk- vom 31.07.2018)