Nitrit im Brunnenwasser Liebe Landwirtschaftsinteressierte,

Anfang Oktober stand in unserer örtlichen Presse, dass 2 Proben aus privaten Brunnen in Grunau und Niederstriegis zu stark mit Nitrit belastet sind.

Daraufhin wurde ich auch angesprochen.

Leider war es mir nicht möglich, über offizielle Wege herauszufinden, wo genau die Brunnen sich befinden. Ich kann daher nur mutmaßen, wie die Überschreitungen der Werte möglich sein können. Grunau und auch Niederstriegis sind von Landwirtschaft geprägt. Bis in die Ortschaften herein beherrschen Grünland das Bild. Daran schließt sich Ackerland an, welches selbstverständlich mit Marktfrüchten wie Getreide, Raps und Zuckerrüben bestellt wird. Auch Mais zur Gewinnung von Silage und Maiskörnern als Futter wird angebaut.

Bis zur politischen Wende 1989 wurden die Landwirtschaftsflächen intensiv genutzt. Es gab auch in unserer Region einen relativ hohen Viehbesatz je Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche (LN). Das hat sich in den letzten 25 Jahren doch sehr verändert. Es gibt in den Dörfern noch einige Mutterkuhhalter. Das Jungvieh der wenigen Milchviehbetriebe ist eher wenig draußen zu sehen.

In Sachsen werden gerade noch 0,56 Großvieheinheiten (GV) je Hektar gehalten. Das entspricht ungefähr einer halben Kuh oder 5 Schafen. In der benannten Region, schätze ich ein, wird der Viehbesatz darunter liegen. Das Grünland wird bis auf Ausnahmen nicht gedüngt. Die Ackerflächen werden natürlich, dem Pflanzenbedarf entsprechend, mit Nährstoffen versorgt.  Hier muss der Bauer eine Vielzahl von Vorschriften einhalten. Weiterhin muss über die Ausbringung von Düngemitteln Buch geführt werden. Vor der 1. Düngung ist eine Bodenuntersuchung durchzuführen, um den Restgehalt an Stickstoffverbindungen zu ermitteln. Danach wird errechnet, wie viel Dünger zur jeweiligen Kultur ausgebracht werden darf. Diese Verfahrensweise macht Sinn, es bringt der Pflanze und auch dem Landwirtschaftbetrieb nichts, mehr an Nährstoffen auszubringen. Auch hier muss der Bauer rechnen. Dünger ist teuer und jedes Kilogramm  zuviel bedeutet höhere Kosten.

Auch das Ausbringen von z.B. Gülle wird vorher genau berechnet. Im Gegensatz zur Meinung vieler Menschen ist auch Gülle ein hochwertiges Düngemittel, welches lebensnotwendige Nährstoffe für die Pflanzen enthält und nebenbei organische Substanzen liefert, die Humus bilden und den Bodenorganismen dienen. Bei der Ausbringung von Düngemitteln ist ein Abstand zu offenen Gewässern einzuhalten. Das heißt, dort darf nicht gedüngt werden.  Meist hat der Bauer entlang der Gewässer einen Grünstreifen angelegt.

Was hat das nun alles mit den hohen Nitrit-/Nitratwerten im Wasser zu tun? Genau kann dies sicherlich nur ein Geologe beantworten, der den Bodenaufbau der Region kennt bzw. untersucht. Boden hat sich über Jahrtausende aufgebaut. Das Grundwasser liegt unter den verschiedenen Bodenschichten. Wenn heute ein „Stoff“ in den Boden gelangt, dauert es je nach Bodenbeschaffenheit zwischen 10 und 50 Jahre, bis dieser Stoff im Grundwasser ankommt.

Insgesamt stelle ich fest, dass die Landwirte unserer Region bewusst mit Pflanzennährstoffen umgehen. Darin bestätigt werde ich vom Deutschen Bauernverband (DBV).

Zitat:

„Der Faktencheck des DBV zeigt, dass die Überschüsse in den landwirtschaftlichen Stickstoffbilanzen seit 1990 rückläufig sind. In der Gesamtbilanzierung hat sich der Überschuss im Mittelwert der Jahre 1990 bis 1993 und 2011 bis 2014 um knapp ein Viertel reduziert, in der Flächenbilanz im selben Zeitraum bereits um mehr als 30 Prozent. Dies zeigt die zunehmende Effizienz des Stickstoffeinsatzes in der Landwirtschaft. Entsprechend sei entgegen der öffentlichen Wahrnehmung an den Grundwassermessstellen für Nitrat kein genereller negativer Trend festzustellen, wie der DBV verdeutlicht. Der Anteil an Grundwassermessstellen mit fallenden Nitratkonzentrationen (33,4 Prozent) ist sogar größer als der Anteil mit steigenden (27,7 Prozent). Insgesamt halten 82 Prozent der Messstellen den Nitratschwellenwert von 50 Milligramm Nitrat je Liter ein. Der DBV geht davon aus, dass sich mit der gerade in Kraft getretenen novellierten Düngeverordnung diese positiven Trends verstärken und deutlich beschleunigen.“

Ich würde mich sehr freuen, wenn die Eigentümer der oben genannte Brunnen mit mir ins Gespräch kommen würden. Sicher könnte man aufgrund des Wissens um den genauen Standort noch bessere Rückschlüsse über Ursachen ziehen.

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Iris Claassen, Geschäftsführerin Regionalbauernverband Döbeln-Oschatz e.V.