Volkstrauertag 2022

Gedenkveranstaltung in Otzdorf am 13. November 2022

Einer langjährigen Tradition folgend trafen sich auch in diesem Jahr Veteranen und Angehörige von gefallenen Soldaten aus Otzdorf, Vertreter der Stadt Roßwein und des Ortschaftsrates Niederstriegis sowie Mitglieder der Kirchgemeinde Waldheim-Geringswalde um 10.00 Uhr am Kriegerdenkmal in Otzdorf zur Gedenkveranstaltung aus Anlass des Volkstrauertags. Nach der Ansprache und einigen Worten unseres Bürgermeisters, Herrn Paßehr, erfolgte das stille Gedenken am Denkmal mit der Niederlegung eines Gebindes.

Zum Gedenken:

Am 11. November 1918 endete der erste Weltkrieg. Ein Weltkrieg bisher unbekannten Ausmaßes. Ca.17 Millionen Tote waren in den fünf Kriegsjahren zu verzeichnen. 17 Millionen Menschen wurden abrupt und sinnlos aus dem Leben gerissen, einem Leben, das sie eigentlich noch vor sich hatten. Diese Toten hinterließen Spuren! Es setzte eine Welle des Gedenkens dieser Gefallenen und aller zu Tode Gekommenen ein. In den Städten und Gemeinden wurden Denkmäler errichtet mit dem Ziel, an das unsägliche Leid zu erinnern und damit Gewalt, Mord, ja gleichsam Krieg nie wieder entstehen zu lassen. Auch in Otzdorf wurde ein Denkmal erricht, welches an die Gefallenen des 1.Weltkrieges aus Otzdorf und der Nachbargemeinde Hayda erinnert.

Die Erinnerungskultur blieb, aber der Wunsch nach anhaltenden Frieden zerfiel. Größenwahnsinn und Machtgier führten zum 2. Weltkrieg, welcher am 01.September 1939 begann und am 02.September 1945 endete.
Über 60 Staaten auf der Erde waren direkt oder indirekt am 2. Weltkrieg beteiligt, mehr als 110 Millionen Menschen trugen während des Krieges Waffen.
Durch direkte Kampfhandlungen verloren ca. 60 Millionen Menschen ihr Leben. Unter Einbeziehung der Opfer von Holocaust, Parajmos und anderer Massenmorde, Zwangsarbeit sowie Kriegsverbrechen und Kriegsfolgen reichen die Schätzungen bis zu 80 Millionen. Eine unvorstellbare, sinnlose Zahl.

Zwei Weltkriege – nicht zu vergessen die vielen Kriege und kriegerischen Auseinandersetzungen davor aber auch danach.
Obwohl so viel Leid über die Völker gebracht wurde, fand nach 1945 bis heute die Welt keine friedliche Ruhe.

Am Volkstrauertag 2022 müssen wir erneut feststellen, dass seit dem 24. Februar wieder Krieg in Europa ist. Wieder fallen Soldaten, wieder werden Zivilisten getötet – Männer, Frauen, Kinder. Die jetzige Situation zwischen Russland und der Ukraine ist bedrohlich. Sie währt bereits unglaubliche 9 Monate. Für eine Gesellschaft im 21.Jahrhundert unvorstellbar und beschämend!

Wir waren stolz und froh, in Europa eine 76-jährige Friedensphase erleben zu dürfen. Viele Menschen in Europa haben glücklicherweise keinen Krieg erlebt und konnten in Frieden mit ihren Kindern und Enkelkindern aufwachsen.

Umso mehr gilt es, nicht zu vergessen!

Am Volkstrauertag gedenken wir der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft aller Völker und Nationen. Aber nicht nur am Volkstrauertag sollten wir an den Denkmälern innehalten und über deren Mahnung nachdenken.
Nur wer sich erinnert, sich mit der Vergangenheit auseinandersetzt, kann aus dieser lernen, um eine bessere Zukunft zu gestalten.

Wir dürfen nicht wegsehen. Nur wir können durch unser Handeln und unsere Aufmerksamkeit aufkeimender Gewalt und Hass entgegenwirken.
Unsere Verantwortung gilt dem Frieden unter den Menschen zu Hause und in der ganzen Welt.

Wir denken am Volkstrauertag
an die Opfer von Gewalt und Krieg, an Kinder und Frauen und Männer aller Völker.
Wir gedenken
der Soldaten, die in den Weltkriegen starben, der Menschen, die durch Kriegshandlungen oder danach in Gefangenschaft, als Vertriebene und Flüchtlinge ihr Leben verloren.
Wir gedenken derer,
die verfolgt und getötet wurden, weil sie einem anderen Volk angehörten, einer anderen Rasse zugerechnet wurden, Teil einer Minderheit waren oder deren Leben wegen einer Krankheit oder Behinderung als lebensunwert bezeichnet wurde.
Wir gedenken derer,
die ums Leben kamen, weil sie Widerstand gegen Gewaltherrschaft geleistet haben, und derer, die den Tod fanden, weil sie an ihrer Überzeugung oder an ihrem Glauben festhielten.
Wir trauern
um die Opfer der Kriege und Bürgerkriege unserer Tage,
um die Opfer von Terrorismus und politischer Verfolgung,
um die Bundeswehrsoldaten und andere Einsatzkräfte,
die im Auslandseinsatz ihr Leben verloren.
Wir gedenken auch derer,
die bei uns durch Hass und Gewalt gegen Fremde und Schwache
Opfer geworden sind.
Wir trauern mit allen,
die Leid tragen um die Toten, und teilen ihren Schmerz.

Heiner Richter