Schwarzer Tag für Roßwein

Die Frauenthal Powertrain GmbH Roßwein wird den traditionellen Schmiedestandort in Roßwein zum Ende des Jahres schließen. In einer Betriebsversammlung am Freitag, d. 04. September 2020, teilte die Geschäftsführung der Belegschaft mit, aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklung den Roßweiner Schmiedestandort zu schließen und das Stammwerk in Plettenberg zu erhalten. Bereits seit der Übernahme 2017 vom Mahle-Konzern seien Aufträge weggebrochen. Die politische Neuausrichtung der Antriebstechniken in der Automobilindustrie hat dabei schnelleren Einfluss auf die bisherige Produktionspalette des Schmiedestandortes in Roßwein genommen, als anfangs kalkuliert. Des Weiteren habe der coronabedingte Produktionsstillstand von knapp zwei Monaten dazu geführt, dass der Umsatz von 140 Mio. € auf 67 Mio. € gesunken sei. Damit wäre die Rentabilität des Unternehmens kurz- und langfristig nicht mehr gegeben und würde zu einer Insolvenz der gesamten Frauenthal Powertrain GmbH führen. Wie die Geschäftsführung mitteilte, wurden alle wirtschaftlichen Daten der Produktionsstandortes Roßwein und Plettenberg ausgewertet, was zu dem Entschluss führte, das Roßweiner Werk zum Jahresende dicht zu machen. Die Suche nach möglichen Ersatzprodukten oder einem adäquaten Ersatz für bereits weggebrochene Aufträge sei in den zurückliegenden Monaten erfolglos geblieben.

Empört und fassungslos wurde die Nachricht von den ca. 100 Angestellten des Schmiedewerkes aufgenommen und stellt für viele Familien nun den Supergau dar. In der emotional geführten Personalversammlung wurde durch die Mitarbeiter auf die jahrelang ausgebliebenen Investitionen, trotz Versprechens der Frauenthal-Gruppe bei der damaligen Übernahme, verwiesen. Gleichfalls äußerten sie ihr Unverständnis, dass die Auswahl für die Schließung den Roßweiner Standort betrifft. Bürgermeister Veit Lindner, dem kurzfristig der Zugang zur Personalversammlung durch die Geschäftsleitung gewährt wurde, bezeichnete die geplante Schließung des Schmiedestandortes als Katastrophe und schwarzen Tag für Roßwein und die vielen Mitarbeiter. Nicht nur, dass mit der jetzt geplanten Schließung die letzte Industrietradition in Roßwein den Bach runtergeht, sondern dass viele Familien in ihrer Existenz gefährdet sind und nicht wissen werden, wie es im neuen Jahr weitergeht – zumal teilweise ganze Familien im Werk tätig sind. Hier kann man die Betroffenheit nicht in Worte fassen. Wie Personalrat Hans-Joachim Porst erklärte, wird sich die Unternehmensleitung in den kommenden Tagen mit der Gewerkschaft und dem Personalrat zusammensetzen und über mögliche Abfindungen, Sozialpläne oder eine Transfergesellschaft verhandeln, um den wirtschaftlichen Schaden und die zu erwartende existenzielle Not der Geschädigten etwas abzumildern. Der Produktionsstandort selbst soll laut Aussage der Geschäftsführung nach der Schließung über ein Netzwerk von interessierten Unternehmen angeboten werden, jedoch scheint die Aussicht bei der Suche nach einem neuen Eigentümer wenig erfolgreich.