Einladung zur Erinnerungsveranstaltung an jüdisches Leben am 09. November 2023

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Liebe Leserinnen und Leser,

auch in diesem Jahr wird es am 9. November wieder eine Gedenkveranstaltung in Roßwein geben, um an das ehemalige jüdische Leben zu erinnern. Beginnen werden wir 18.00 Uhr an den Stolpersteinen der Familie Goldmann vor dem ehemaligen Wohn- und Geschäftshaus der Familie auf der Mühlstraße 18. Schon jetzt möchten wir Sie dazu recht herzlich einladen. Im Nachgang werden wir gemeinsam in die Winterkirche zu einer Gedenkveranstaltung gehen. Diese beginnt ca. 18.45 Uhr. In diesem Jahr richten wir unseren Fokus auf die jüdische Kunst und Kultur. Die Klezmer-Band „Quadro Freylach“ wird hierfür den musikalischen Rahmen gestalten und uns gleichzeitig tiefergehende Einblicke in die jüdische Musik und Texte, die sie darbieten, vermitteln. Auch möchten wir an diesem Abend wieder Zeitzeuginnen und Zeitzeugen eine Stimme geben. Wir verlesen Berichte über Kunst und Kultur, die sich an Orten entwickelte, wo wir es niemals vermuten würden. Es sind Orte der Verfolgung und Vernichtung der europäischen Jüdinnen und Juden – Orte voller Grausamkeit, Elend und Sterben. Und doch gab es hier auch Kunst und Kultur. Sie war eng verbunden mit dem Willen des Überlebens, und dem Kampf gegen die Entmenschlichung und sie hat Spuren hinterlassen. Diese möchten wir aufgreifen und die Berichte der Zeitzeuginnen und Zeitzeugen verlesen.

Friedl Dicker-Brandeis (1898-1944), (Quelle: unbekannter Autor, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Friedl_Dicker-Brandeis_(1898-1944).jpg, verfügbar am 14.07.2023).

Text zu dem Bild: Friedl Dicker-Brandeis und ihr Mann wurden am 17. Dezember 1942 ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Während ihrer Zeit in Theresienstadt gab sie Kunstunterricht und Vorträge mit Malutensilien, die sie ins Lager geschmuggelt hatte. Sie half bei der Organisation geheimer Bildungskurse für die 600 Kinder von Theresienstadt. Sie sah in der Kunst, speziell im Zeichnen, eine Möglichkeit für die Kinder, ihre Gefühle und ihre Umgebung zu verstehen. Dicker-Brandeis bestand darauf, dass jedes Kind mit seinem eigenen Namen unterschreiben müsse, damit es nicht unsichtbar oder anonym werde. Im September 1944 wurde ihr Mann in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert. Friedl Dicker-Brandeis meldete sich freiwillig für den nächsten Transport, um ihm zu folgen. Bevor sie abgeführt wurde, vertraute sie Raja Engländerova, der Cheflehrerin des Mädchenheims, zwei Koffer mit 4.500 Zeichnungen an. Dicker-Brandeis wurde am 9. Oktober 1944 in Auschwitz-Birkenau ermordet. Ihr Mann überlebte.

Fotografie der Dauerausstellung „Kinderzeichnungen aus Theresienstadt 1942 – 1944“, Pinkas-Synagoge, Prag.

 

Text/ Fotos: S. Spitzner, Treibhaus e. V. Döbeln – im Auftrag der Kooperation Stolpersteine in Roßwein